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Jessica Paeschke

Kommt ein Berliner nach Altenburg. Und will bleiben.

„Es ist unglaublich und wahnsinnig toll.“

Immer wieder sprudeln diese Worte aus Thorsten Lüthke heraus. Der gebürtige Berliner ist seit Februar dieses Jahres neuer Bewohner Altenburgs. Und kommt ins Schwärmen, wenn er darüber erzählt. Ein Protokoll, aufgezeichnet von Jessica Paeschke.

 

Die ersten Begegnungen mit der Skatstadt waren eher irritierend für mich. Es war mein zweites Mal in Altenburg, an einem Montag, viele Traktoren brummten in der Stadt, das war sehr martialisch. Und als ich mir die Flaggen und Symbole angeguckt habe, war das schon sehr befremdlich autoritär. Ich habe dann andererseits auch wahrgenommen, dass es eine große Demonstration für Demokratie und eine bunte Stadt gab. Diese Gegensätze reizen mich als Soziologe.

 

Altenburg habe ich spontan entdeckt. Ich reise viel mit der Bahn, das Neun-Euro-Ticket hat mich hierher verschlagen. Gleichzeitig habe ich überlegt, nach 25 Jahren gerne wieder aus Berlin rauszukommen:  Mal wieder den Kopf lüften. Schauen, was die Menschen anderswo so machen. Dann habe ich mir eine Wohnung gesucht – und eine mit traumhaftem Schlossblick gefunden. Ich kann von überall arbeiten, wo es Internet gibt. Und wenn ich einen Termin in Berlin habe, fahre ich halt hin.


Um die Stadt kennenzulernen, gehe ich regelmäßig in die Kirche, ins Theater und stelle auf Veranstaltungen meinen Sitznachbarn gerne Fragen. Die Altenburger und Altenburgerinnen kennengelernt sind aufgeschlossen, erklären einem gerne, was sie gerade machen. Und: Sie nehmen sich Zeit. Einmal habe ich an einem heißen Tag am Großen Teich zweieinhalb Stunden mit einem 92-jährige Mann geredet! Der Große Teich ist wundervoll für Begegnungen, hier kommen alle zusammen.


Ich schätze an Altenburg: die viele tollen Bäcker und Schlachter. Die schier unzähligen Baudenkmäler. Den kulturellen Reichtum. Ein unglaublicher Schatz ist das Theater. Es bietet wahnsinnig viel, gerade auch für junge Leute. Seit April habe ich kaum eine Premiere verpasst! Dann war ich am Karfreitag zum ersten Mal in der Kirche –  die Matthäuspassion  mit dem grandiosen Bläserchor war der Wahnsinn!


Manchmal stört mich allerdings die verbesserungswürdige Werbung für Veranstaltungen: Letztens sind die besten Radfahrerinnen der Welt durch Altenburg gestrampelt, ich habe das erst sehr spät mitbekommen. Manche Termine, die ich gerne wahrgenommen hätte, bekomme ich gar nicht mit.


Bemerkenswert finde ich, wie anders der Rhythmus hier ist: Geschäfte schließen um 17 Uhr, eine halbe Stunde später gibt es Abendbrot – was nicht heißt, dass nicht irgendwo in der Stadt noch spät nachts ordentlich gefeiert wird. Das tollste an Altenburg sind die Entdeckungen. Wenn man um eine Straßenecke geht und auf einmal vor einem Architektur-Ensemble steht. Es gibt so viele Kulturschätze – das Rathaus, die Rote Spitzen, das Logenhaus und vieles mehr. Manchmal komme ich aus dem Staunen nicht mehr raus!

Ich nehme Altenburg als lebenswerte, offene Stadt wahr, fühle mich willkommen – und freue mich auf meine zukünftigen Entdeckungstouren in den kommenden Jahren!“


Ideen von Herrn Thorsten Lüthke für Altenburg:


>> Stabsstelle für Bevölkerungsgewinnung: hohe Qualität an Kitas, Weiterbildung für Mitarbeiter, Partner von Hierarbeitenden Job vermitteln, Wohnmöglichkeit bieten/Hausbau/-kauf etc.

>> Lärmschutzwände am Bahnhof als Werbefläche für Stadt nutzen, bevor Graffiti alles verdeckt

>> 1050 Jahrfeier forcieren – Beispiel Eschwege dieses Jahr – Vereine und Einwohner sicher mit viel Engagement dabei, wenn es zeitnah einbezogen wird

>> Roter Faden bei Veranstaltungen: kurze Termine mit Blick auf 4 Wochen und Planung bis 2030 für Öffentlichkeit erkennbar machen – das fehlt ihm

>> Kulturhauptstadt Chemnitz für touristische Gäste mit nutzen

>> Neubürgerempfang mit Beteiligungswerkstatt – Austausch von Zugezogenen mit Problemen, Hilfeleistungen und Rückmeldungen, was in deren bisherigem Wohnort besser war – was mir fehlt

>> Kooperation Theater und Schulen – Besuch einer Oper am Abend – Jugend muss diese Erfahrung machen, wenn nicht in der Jugend wird es im Alter schwieriger – Schule vor Ort

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